Freizeit-Bierbrauer aus Leidenschaft

Im 18. Jahrhundert erlebte das Brauwesen am Lech seine Blütezeit. Zwei Landsberger haben sich ein Privatrezept aus dem 19. Jahrhundert gesichert

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Neun Jahre bevor das bayerische Reinheitsgebot im Jahr 1516 als älteste landesweite Lebensmittelverordnung der Welt in Kraft trat, bestand in Landsberg bereits eine Brauordnung. In einem Anhang der Bäckerordnung aus dem Jahr 1507 steht zu lesen, was später Inhalt des Reinheitsgebotes wurde. Das Braugewerbe florierte seinerzeit in der Stadt. Anfang des 16. Jahrhunderts gab es an die 20 Brauer in Landsberg, das damals rund 4000 Einwohner zählte.

Die Brüder Dominik und Maximilian Kauk haben viel Wissenswertes über die Geschichte der einzelnen Brauereien zusammengetragen. Die Namen aktueller Wirtshäuser Süßbräu, Schafbräu, Nonnenbräu, Bräustüberl erinnern ebenso an die Tradition des Brauens wie die früheren Namen Zederbräu, Pfletschbräu oder Waitzingerbräu.

Neben Fotos und Texten haben die Brüder auch einige Ausstellungsstücke gesammelt. Alte Bierkrüge, ein historisches Zunftzeichen und eine Eiszange.

Mit solchen Zangen wurden im Winter Eisblöcke zum Beispiel aus dem Altöttinger Weiher geholt, die dann in den Lagerkellern zur Kühlung des Biers verwendet wurden.

Monatelang haben die beiden Studenten recherchiert.

Eine Verbindung zum Bier und seiner Geschichte haben die Kauk-Brüder schon lange. Noch am Gymnasium gründeten sie mit Mitschülern eine Schülerfirma, die sich die Vermarktung eines Landsberger Bieres zum Ziel gesetzt hatte. Mittlerweile sind die beiden Geschäftsführer und vertreiben das „Landsberger Gold“, das nach einem alten Landsberger Privatrezept aus dem 19. Jahrhundert hergestellt wird. Als Hobby, wie beide sagen.

Zu jedem Gasthaus gehörte eine Brauerei

Ein lukratives Geschäft war das Bierbrauen in Landsberg, solange der Ort ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war und viele Händler in der Stadt waren.

Praktisch zu jedem Gasthaus gehörte eine Brauerei. Die Spuren lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Blüte erlebte das Brauwesen im 18. Jahrhundert. So gab es im Jahr 1702 ganze 18 Brauereien in der Stadt. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Brauer, Lagerkeller in die Lechschotterhänge am Rande der Stadt zu bauen. Darin sollte das Bier auch in den Sommer hinein kühl gelagert werden.

Im Winter wurde aus den Gewässern der Umgebung Eis gesägt, dass mit Pferdefuhrwerken in die Keller gebracht wurde.

Über den Lagerkellern wurden Wirtschaften errichtet, in denen vor allem im Sommer Bier ausgeschenkt wurde. Der Biergarten war erfunden. Viele ehemalige Bierkeller liegen heute im Verborgenen. Der wohl Bekannteste beherbergt heute das „Moritz“. Darüber steht noch immer das Bräustüberl.

Es erinnert an die letzte in Landsberg ansässige Brauerei, die Waitzingerbrauerei, die Anfang des 20. Jahrhunderts etliche Landsberger Brauereien aufgekauft hatte. Das Pfletschbräu an der Alten Bergstraße ging als letzte Brauerei im Jahr 1917 in den Besitz der Waitzingerbrauerei über, deren Hauptsitz Miesbach war. „Letztlich fiel die Waitzingerbräu AG demselben Streben nach Zentralisierung und Rationalisierung zum Opfer, mit dem sie 1907 in Landsberg angetreten war“, schreiben die Kauk-Brüder über das Ende der Brauerei im Jahr 1977. Das ehemalige Firmengelände wurde einige Jahre später abgebrochen und machte Wohnblöcken Platz.

Mehrfach umgebaut und erweitert. Ein großes Anwesen inmitten der Stadt war der „Kristeiner“ an der Ecke Vorderanger/Hintere Mühlgasse.

Die Gründung von Gastwirtschaft und Brauerei vermuten Dominik und Maximilian Kauk zwischen 1555 und 1600. In diesem Zeitraum wurde Peter Kristeiner in die Zunft der Brauer aufgenommen. 120 Jahre blieb die Brauerei in Familienbesitz, erst 1763 kam der Brauereigasthof an die Brauerfamilie Piellmayer-Kauth.

Das Anwesen wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wurde es 1908 an die Waitzingerbrauerei verkauft. Der Braubetrieb wurde eingestellt, die Gaststätte blieb bestehen. Im Jahr 1973 ersetzte ein Neubau das Haus.

(Quelle: Landsberger Extra)